"Ich fahr ins Dorf rauf" - mit diesen Worten schwang sich meine Oma in den 80iger Jahren auf´s Radl. Für mich war diese Aussage etwas verwirrend. Welches Dorf? Dietersburg konnte sie nicht meinen, da fuhr man rüber und nicht rauf (rüber - runter - eine- hinter - auffe > eine Wissenschaft für sich). Mit dem Dorf war Furth gemeint. Ein Dorf? Es standen da einige Häuser aber bis auf das Wirtshaus -das es mittlerweile auch nicht mehr gibt- war in den 80iger Jahren nicht viel geboten. In den Interviews erhält man ein ganz anderes Bild vom damaligen Furth - ein Dorf mit viel Leben, so wie es Oma noch kannte.
Was es da nicht alles gab: eine Tankstelle (beim Reiter) mit Kramerladen, einen weiteren Kramerladen beim Kettl, die Post, das Wirtshaus (früher mit Brauerei und Kegelbahn), einen Körbelzäuner (zu dem es auch sehr schöne Geschichten gibt), ein Warenhaus (früher beim Schilcher, dann als Raiffeisen unten beim Dieter), die Näherei beim Pammersperger und ganz kurz auch eine Keramik, die es aber mangels Nachfrage -und auch Qualität?- nicht lange gab.
Furth galt auch als Knotenpunkt von Reisenden - als die ersten Buslinien eingerichtet wurden, stiegen hier viele um (Vilshofen-Eggenfelden, Pfarrkirchen-Arnstorf). Es gab sogar eine Direktverbindung mit dem Bus nach Plattling zum Zug. Naja, zum Zug selbst hat es Furth nicht ganz geschafft - wie viele aus Episode I wissen.
Bereits vor den Buslinien gab es in Furth im Wirtshaus Gelegenheit zu übernachten. Die, die finanziell nicht so gut gestellt waren bis hin zu den Bettlern, schliefen in den Stallungen. Zu diesem Schlaflager im Stall wurde mir auch noch eine kleine Geschichte erzählt: Von einer Dame, die einmal im Jahr in Furth durchreiste und auch im Stall schlief. Böse Zungen behaupten, dass sie immer 9 Monate nach besagter Übernachtung ein Kind zur Welt brachte (sie war übrigens verheiratet). Insgesamt war sie nach all den Jahren Mutter von 10 Kindern. Respekt.
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